Stralsunder kauft „Air Berlin“: Was der Sundair-Chef mit der Marke vorhat https://www.ostsee-zeitung.de/lokales/vo...57VMADVVPI.html
Berlin/Stralsund. Mit diesem Kauf ist dem Gründer und Geschäftsführer der Stralsunder Airline Sundair ein echter Coup gelungen: Für 120 190 Euro hat Marcos Rossello die Markenrechte von Air Berlin erworben. Die ehemals zweitgrößte deutsche Airline ging 2017 pleite. Erst nach Ende des Insolvenzverfahrens konnte der Markenname nun ersteigert werden – und Rossello schlug zu.
Werden also bald wieder Flugzeuge in rot-weißem „Air Berlin“-Look von Deutschlands Flughäfen starten? „Natürlich würde es sich anbieten, wieder unter diesem Namen zu fliegen“, sagt Rossello. Und weiter: „Ich kann mir vieles vorstellen – und habe viele Ideen. Alles ist möglich.“ Genaue Pläne will er aber noch nicht preisgeben: „Ich habe andere Baustellen. Für Air Berlin sind es derzeit nur erste Gedanken.“
Air Berlin kommt „heim nach Stralsund“
Warum er aber die Markenrechte erworben hat, weiß der Stralsunder genau: „Air Berlin ist eine Traditionsmarke. Es wäre schade gewesen, wenn diese in ausländische Hände fällt. Da habe ich Air Berlin heim nach Stralsund geholt“, sagt der Sundair-Gründer.
Nach der Corona-Flaute sei das Geschäft bei seiner Airline wieder gut angelaufen. „Der Sommer ist da und wir merken: Die Leute wollen ins Ausland verreisen“, so Rossello. Entscheidend für den Verlauf dieses Jahres seien aber Herbst und Winter. Die Pandemie habe die Airline gut überstanden. „Von Corona spüren wir aktuell nichts mehr“, sagt Rossello. So habe das Unternehmen bereits 2022 einen Rekordumsatz von 180 Millionen Euro erwirtschaftet. 2023 will es noch eine Schippe drauflegen.
Start-up hat mittlerweile 400 Mitarbeiter
Probleme gibt es im erst 2016 gegründeten Start-up dennoch. Eines davon: der Fachkräftemangel. Zwar arbeiten für Sundair aktuell mehr als 400 Mitarbeiter, doch das Unternehmen wächst. Der Hauptsitz liegt in Stralsund, unweit des Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg gibt es einen weiteren operativen Standort. Von dort aus werden Reisende unter anderem in die Türkei, nach Griechenland, Portugal oder Spanien gebracht – wie früher von Air Berlin.
Vergleichen lassen sich die Fluggesellschaften aber nicht. Zum Zeitpunkt der Insolvenz hatte Air Berlin mehr als 8500 Mitarbeiter und eine Flotte von etwa 140 Flugzeugen. Davon ist die Stralsunder Airline weit entfernt.
Rossello hat bereits zwei Airlines gegründet
Trotz des jetzigen Höhenflugs von Sundair erntete die junge Firma in der Vergangenheit öffentlich Kritik. Unter anderem warf die Flugbegleitergewerkschaft Ufo den Stralsundern Tarifflucht vor. So wurde 2021 bekannt, dass Rossello in Kroatien eine weitere Airline gegründet hatte, die kroatische Schwestergesellschaft mit dem Namen Fly Air41 Airways. Diese soll im Namen von Sundair Flüge durchführen – mit vorwiegend kroatischem Personal.
Der Name der kroatischen Airline leitet sich vom Namen des Berliner Informatikunternehmens Air 41 ab. Dessen ehemaliger Geschäftsführer: Marcos Rossello. Das Beispiel zeigt auch: Mit dem Gründen von Fluggesellschaften kennt sich der Stralsunder bestens aus.